AKTUELLES

20.10.2017

Universitäts-Memoranden in postfaktischen Zeiten!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor einigen Wochen gab es einen großen Medienwirbel um ein Memorandum zur Abschaffung oder ggfs. Neuordnung des Heilpraktikerwesens (http://www.muensteraner-kreis.de/media/MuensteranerMemorandumHeilpraktiker.pdf). Eine Gruppe Akademiker unterschiedlicher Profession, der sogenannte "Münsteraner Kreis", aus dem Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster macht in diesem Schreiben den Vorschlag, den Heilpraktikerberuf durch einen wissenschaftsorientierten akademische Ausbildungsgang zum Fachheilpraktiker zu ersetzen und dabei auch gleich die Alternativmedizin als "patientengefährdende Mogelpackung" abzuschaffen.

Der "Münsteraner Kreis" wird unterstützt von der weltweit verbreiteten Gruppe der "Skeptiker", die sich in Deutschland auch GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) nennt.

Mit ihrem "Münsteraner Memorandum" haben sie ein breites Medien-Echo erreicht. Das verwundert niemanden, der gut informiert ist, und weiß, welche Medienkonzerne hinter dieser Gruppierung stehen.

Man staunt über diese sogenannten und selbsternannten Experten, wenn man dann erfahren darf, dass die wenigsten dieser Experten auch nur eine Nähe zum medizinischen Beruf haben, und wenn doch, sie dann keine praktischen Tätigkeiten als Arzt ausüben oder jemals welche ausgeübt haben. Sie haben sich aber zu einem Expertenteam zusammengefunden, ohne auch nur in die Nähe von Naturheilkunde oder Heilpraktikern gekommen zu sein. Deutlich wird das in der Ansammlung von fehlerhaften und leicht widerlegbaren Argumenten dieses Memorandums.

Das 11 Seiten umfassende Papier wurde vom BKHD-Vorstand und der Qualitätsbeauftragten gemeinsam diskutiert. Die Behauptungen über den Heilpraktikerberuf, die in diesem Münsteraner Memorandum aufgestellt werden, sind nicht belegbar und meist nachweislich falsch. Da sie aber aus einem wissenschaftlichen Institut bzw. aus einer Universität heraus veröffentlicht wurden, wird eine Wissenschaftlichkeit impliziert, die jedoch in keiner Weise erfüllt wird.

Von unserer Seite hat sich BKHD-Vorstand Dr. Eckehard Eibl mit einem Schreiben an den Rektor der Universität Münster gewandt, in dem die nachweislich falschen und den Heilpraktiker diskreditierenden Behauptungen beispielhaft benannt wurden.

Prof. Dr. Johannes Wessels, der Rektor der Universität Münster wertet das Memorandum in seiner Antwort lediglich als eine für ihn eindeutige "Meinungsäußerung", eine Positionierung zu bestimmten Themen. Keiner der Autoren des Memorandums erhebe den Anspruch, eine wissenschaftliche Studie vorgelegt zu haben.
Gleichzeitig betont er aber, dass es zu dem guten Ruf der Universität gehört, dass die Möglichkeit des wissenschaftlichen Austausches besteht. Ja, was denn nun? In dem Memorandum wird über Tatsachen schlicht und einfach völlig unwissenschaftlich mit falschen Behauptungen hinweg gegangen. Die Autoren nehmen für sich selbst in Anspruch, wissenschaftliche Experten zu sein, undogmatisch und objektiv!

Wir, der BKHD-Vorstand und die Qualitätskonferenz des BKHD, finden es höchst bedenklich, dass Angehörige einer Universität im derzeitigen Mainstream des Postfaktischen Memoranden verfassen, die bewusst auf Unwahrheiten und wissentlich oder unwissentlich auf falschen Fakten und Behauptungen beruhen.

Die Universität Münster hat am 22. April 2017 zum "March of Science" aufgerufen. Besorgte Wissenschaftler demonstrieren dafür, dass wissenschaftliche Erkenntnisse - und nicht Meinungen und "alternative Fakten" - die Grundlage gesellschaftlicher Debatten bilden. Das Rektorat der Westfälische Wilhelms-Universität Münster unterstützte ausdrücklich diese Veranstaltung. Dazu können wir von unserer Seite nur sagen, dass wir die Einschätzung des Rektors der Uni Münster, das Münsteraner Memorandum mit seinen alternativen Fakten als eine reine Meinungsäußerung zu verharmlosen, sehr bedenklich finden.

Dazu hat unser Vorstandsmitglied Dr. E. Eibl ein weiteres Antwortschreiben an der Rektor der Universität Münster verfasst, dem sich auch etliche Heilpraktikerverbände anschließen.

Sicherlich werden wir Heilpraktiker unser Tun und unsere bisherigen Anstrengungen um Qualität, Dokumentation und Patientensicherheit kritisch betrachten - und wo immer möglich - kontinuierlich weiterentwickeln und verbessern.

Über weitere Entwicklungen werden wir Sie auf dem Laufenden halten.

Mit herzlichen Grüßen

Gabriele Mayer - Qualitätsbeauftragte des BKHD

• Alles was Sie über die sogenannten "Skeptiker" und die GWUP wissen müssen, finden Sie lesenswert zusammengefasst in dem Artikel von Jens Behnke: "Die Homöopathie und die Geschichte der Skeptikerbewegung in den USA". Der Artikel können Sie in Kürze auf der Webseite der Carstens Stiftung nachlesen (https://www.carstens-stiftung.de/).
• Den Volltext des Münsteraner Memorandums finden Sie hier:
https://www.aerzteblatt.de/down.asp?id 264